Wie es uns geht

Ein Frauenarzt, der selbst vier Sternenkinder hat, schreibt in einem Internetforum: "Eine Schwangerschaft ist ja nicht nur ein positiver Test, sondern das ist schon ein bisschen die "Kinderseele" spüren, die einem die Hand reichen möchte. Nein, nicht ein bisschen, da ist voll und ganz die Gegenwart des Lebens zu spüren..."

Liebe Freunde,

wir haben noch die Rubrik "Wie es uns geht" ergänzt. Wir haben in der Zwischenzeit gemerkt, dass es für viele von Euch schwierig ist, unsere Situation zu begreifen und damit umzugehen. Wir verstehen, dass unser Schmerz wohl nicht annähernd ermessen werden kann, wenn man nicht Ähnliches erlebt hat. Das Leben als verwaiste Eltern in unserer Gesellschaft ist nicht immer einfach. Über stillgeborene Kinder liegt mehr Stillschweigen, als über sonst ein Thema. Dieses Schweigen wollen wir brechen. Denn wir haben erfahren, dass tausendfach jedes Jahr Elternpaare hiervon betroffen sind. Aber jeder Verlust bleibt einzigartig.

In der Zwischenzeit haben wir das Buch von Bruder Klaus "Ein Stern, der nicht leuchten konnte" gelesen. Nachfolgend zitieren wir die für uns wichtigen Passagen in der Hoffnung, Euch einen tieferen Einblick in die Gefühlswelt von Sterneneltern geben zu können.

"Fehlgeburten... stürzen Mutter, Vater und die ganze Familie in jähes Entsetzen, in Not und Verzweiflung... Die Umstehenden sind oft gar nicht in der Lage, das Leid der Betroffenen zu verstehen und zu ermessen, ihm Raum zu geben und der Trauer Verständnis entgegen zu bringen. So werden die Reaktionen aus der Umwelt, die Verständnislosigkeit und Unbeholfenheit oft zu einer zusätzlichen Belastung."

"Eltern von Sternenkindern machen in den Tage, Wochen, Monaten und Jahren nach dieser erschütternden Nachricht des Todes ihres Kindes Schweres mit. Für sie bricht eine Welt zusammen. Es ist nicht nur die zerstörte Freude auf ihr Kind. Es bricht auch eine Glaubenswelt zusammen. Alle bisherige Sicherheit ist wie weggewischt. Nichts scheint mehr sicher zu sein. Betroffene fühlen sich wie in einem freien Fall, der nicht endet, wie in einem schlechten Traum, aus dem man nur aufwachen müsste, wie in einem Horrorfilm, in dem man die Hauptrolle spielt und Zuschauer ist."

"Ich kenne keine Personengruppe, die so verletzt ist und verletzt reagiert, wie trauernde Eltern. Sagt doch der Volksmund: "Männer gehen von der Seite, Kinder aus dem Herzen".

"Die Erfahrung, sein eigenes Kind sehr früh zu verlieren, ist für alle verwaisten Eltern tragisch. Das Unfassbare ist Wirklichkeit geworden. Dies muss erst einmal verarbeitet werden. Besonders den verwaisten Müttern, deren Kind in den ersten 12 SSW gestorben ist, wird erst zu Hause richtig bewusst, dass sie nicht mehr schwanger sind... Besonders in den ersten Stunden und Tagen nach dem Verlust ihres Kindes machen verwaiste Eltern das Schlimmste durch. Es ist die schlimmste Zeit ihres Lebens... Die psychische und physische Situation nach dem Tod eines Kindes ist unbeschreiblich und machnmal grenzt es an ein "Wunder", nicht daran zu zerbrechen. Wenn in solch kritischen Situationen das Umfeld rücksichtslos zuschlägt, verliert man den letzten Glauben an die Menschheit."

"Es gibt Menschen die meinen, dass die Trauer um ein stillgeborenes Kind bereits nach einigen Tagen überwunden sein sollte. Es gibt Bücher, die geben hierfür Zeiträume in Wochen und Monaten an. Ich rechne mit Jahren und Jahrzehnten... Meine Erfahrung ist: Diese Trauer endet nie, sie wandelt sich."

"Ein Kind zu verlieren graviert die betroffenen Menschen. Der Verlust des Kindes schneidet sich tief in ihre Seele und die Erinnerung ein. Es ist das einschneidenste Erlebnis in ihrem ganzen Leben. Kaum ein anderes Erlebnis hinterlässt solch tiefe Spuren... Die Bemühung den Tod eines Kindes zu vergessen, kommt dem Versuch gleich, mit einem Poliertuch die Prägung einer Münze wegwischen zu wollen."

Aus "Ein Stern, der nicht leuchten konnte" von Klaus Schäfer

 

Wir hoffen, wir konnten Euch einen kleinen Einblick in unser derzeitiges Seelenleben geben. Denn wir fühlen nicht anders.

Ihr sollt aber auch wissen, dass es uns von Stunde zu Stunde besser geht und wir unser Lachen nicht verlernt haben -wenn auch manchmal mit kleinen oder größeren Rückschlägen.

Jenseits des Meeres der Tränen gibt es ein Land des Lachens

Unsere Liebe stützt uns und lehrt uns Dankbarkeit, dass wir uns auf einer neuen Ebene kennen lernen durften. Ihr braucht Euch nicht sorgen, wir werden daran nicht zerbrechen.

Wir werden uns aber die Zeit der Trauer nehmen, die wir brauchen.

Unser Leben wird nie mehr so sein, wie es war. Du hast uns gelehrt, dass Leben nicht selbstverständlich ist und dass Glückseligkeit und Leid oft nahe beieinander liegen !